Studierendenprojekte

Hier stellen die Teilnehmer:innen der Übung "Digital Manuscript Studies" ihre Projektarbeiten vor.







Projekt A: Lokalgeschichte im Kleinformat. Postkarten mit dem Storiiies Editor als ortsgeschichtliche Quellen digital erfahrbar machen

von Niklas Kniebühler

Das Projekt zielt auf die Präsentation von historischen Postkarten mit Ansichten der Gemeinde Wyhl am Kaiserstuhl für den örtlichen Heimatverein. Die Idee entstand im Rahmen der Übung „Digital Manuscript Studies“ in der Auseinandersetzung mit dem Storiiies Editor. Die von Storiiies gebotenen Möglichkeiten, Bilder zoombar zu machen, zu annotieren und als virtuelle Präsentation aufzubereiten, erschienen als ein guter Weg, um den Vereinsmitgliedern historische Postkarten als vielschichtige Objekte näherzubringen. Denn bislang hatten sich die Mitglieder vor allem für die abgebildeten Ortsansichten begeistert.


Historische Postkarte mit Ortsansicht Whyl am Kaiserstuhl
Ansichten Wyhl am Kaiserstuhl
Postkarte im Besitz von Joachim Kniebühler, Vorsitzender Heimatverein Wyhl, Lizenz: Public Domain

Die Idee bestand darin, die Texte zu transkribieren und die Postkarten mithilfe von Storiiies in der Kombination aus Text und Bild erfahrbar zu machen und zusätzliche Informationen zur Ortsgeschichte zu liefern. Als IIIF Storytelling Tool unterstützt der Storiiies Editor die Gestaltung spannender Präsentationen, mit denen die Betrachter:innen virtuell durch das digitale Objekt geleitet werden.


Historische Postkarte mit Angaben zur Bürgermeisterwahl in Whyl am Kaiserstuhl
Neuigkeiten zur Bürgermeisterwahl 1911 in Whyl am Kaiserstuhl,
Postkarte im Besitz von Joachim Kniebühler, Vorsitzender Heimatverein Wyhl, Lizenz: Public Domain

Mein besonderes Interesse galt der Transkription der Texte. Häufig handelte es sich nur um Grüße aus dem Urlaub oder von Fahrradtouren, allerdings war auch viel Spannendes darunter, wie Feldpost aus dem Ersten Weltkrieg. Diese Karte beispielsweise ist ortsgeschichtlich besonders interessant: Sie zeigt, dass Bürgermeister Adolf Zieser (nach der Ortschronik von Fritz Späth Bürgermeister 1912-1918) anscheinend erst in einem späteren Wahlgang gewählt werden konnte, nachdem die Wahl im November 1911 zunächst resultatlos verlief.

Allerdings bietet der Storiiies Editor aktuell nicht die Möglichkeit, mehr als ein Bild zu annotieren, während der dazugehörige Viewer mehrere annotierte Bilder durchaus anzeigen kann. Dazu müssen mehrere annotierte Bilder außerhalb des Storiies Editors (z. B. in einem Code Editor wie Atom) zusammengefügt und online gehostet werden.

Die hier präsentierte Karte von Fritz Kipfel an Hilde Essig ist einerseits als Feldpost von 1918 ein zeitgeschichtlich interessantes Objekt. Vor allem aber lassen sich an ihr die Vorteile einer Präsentation mit einem Tool wie dem Storiiies Editor gegenüber einer klassischen Edition besonders eindrücklich zeigen. Fritz Kipfel nutze den vorhandene Schriftraum vollständig aus, indem er beide Seiten der Karte teilweise kreuz und quer beschrieb. Diese Eigenheiten des Objektes würden sich mit anderen Mitteln nur schwer so anschaulich zeigen lassen.

Insgesamt ließ sich zeigen, dass Storiiies sehr gut geeignet ist, um Objekte wie Postkarten in digitalen Präsentationen darzubieten. Allerdings stellen die Limitierungen des Editors aktuell noch eine Herausforderung dar, falls für ein Objekt mehr als eine Ansicht benötigt wird. Nach eigener Aussage arbeitet das engagierte Team von Cogapp jedoch derzeit daran, die Möglichkeiten des Editors weiter auszubauen. Es kann also davon ausgegangen werden, dass Storiiies zukünftig für Projekte dieser Art noch attraktiver wird.




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Projekt B: Aus alt mach neu. IIIF Annotationen und ihr Nutzen für digitale Epigraphik

von Paul Seyfried

Ziel des Projektes ist die digitale Präsentation von Scheden. Bei Scheden handelt es sich um handschriftliche Vorarbeiten zu Inschrifteneditionen, wie beispielsweise die des Corpus Inscriptionum Latinarum (CIL) (zum Schedenbegriff: https://cil.bbaw.de/index.php?id=18). Mithilfe des Simple Annotation Server (SAS) mit Mirador Interface wurden die Scheden aufbereitet und transkribiert.

Nachdem in Kooperation mit dem CIL eine zu bearbeitende Schedensammlung ausgewählt wurde, konnte unter hinzuziehen der zugehörigen Inschriftenedition eine sinnige Transkription erstellt werden. Die aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert stammenden Scheden behandeln eine Augsburger römische Grabinschrift aus dem 2-3. Jahrhundert nach Christus.


Eine Schede der Inschrift CIL III 5846 mit Druckgraphik des 16. Jahrhunderts
Die behandelte Inschrift CIL III 5846 hier als Druckgraphik des 16. Jh. auf einer der transkribierten Scheden,
Schede CIL SCH0002148, Abbildung mit freundlicher Genehmigung des CIL (Detail, eigene Bearbeitung)

Die Inschrift wurde bereits im Jahr 1873 als CIL III 5846 publiziert. Durch die Digitalisierung der zugehörigen, bislang noch nicht veröffentlichten Scheden soll eine neue Untersuchungsperspektive eröffnet werden. So ist es durch die digitale Aufbereitung der Scheden möglich, den Editions- und Forschungsprozess nachzuvollziehen und anhand der sich auf den Scheden befindlichen Notizen neue bzw. alte Interpretationsansätze zu entdecken. Verwirklicht wurde dies, indem die Bilddateien des CIL in IIIF Images umgewandelt, annotiert und zu einem IIIF Manifest zusammengeführt wurden.

Den vollen Bericht dazu gibt es hier: PDF



Sehen Sie sich das IIIF Manifest der Schede mit den Annotationen an. Das geht so:

  1. Das IIIF Manifest hat die URL https://pieckh.github.io/dig-manu-studies/CIL-III-5846-manifest.json. Kopieren Sie die URL.
  2. Öffnen Sie den IIIF Viewer Mirador 2.
  3. Klicken Sie auf "Objekt hinzufügen".
  4. Fügen Sie oben rechts unter "Objekt über URL hinzufügen" die IIIF Manifest URL ein. Das Manifest erscheint in der Liste; wenn Sie es anklicken, öffnet es sich im Mirador Viewer.
  5. Klicken Sie oben links auf das Sprechblasen-Symbol, um die Annotationen anzusehen.

Screenshot Annotation einer Schede der Inschrift CIL III 5846
Annotation der Schede mit dem Simple Annotation Server,
Schede CIL SCH0002148, Abbildung mit freundlicher Genehmigung des CIL (eigener Screenshot, bearbeitet)



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Projekt C: Der Bündner Landbote. Anpassung eines HTR+ Modells mit Transkribus

von Sarah Geiger und Jan Mittler

Bei unserem Projekt geht es um die Anpassung eines HTR+ Modells in der Transkribus-Applikation. Handwritten Text Recognition (HTR) ermöglicht die semi-automatisierte Transkription von handschriftlichen und gedruckten Dokumenten. Transkribus wurde an der Universität Innsbruck in Zusammenarbeit mit führenden Forschungsgruppen aus Europa entwickelt. Aufgrund des großen internationalen Interesses wird das Projekt als European Cooperative weitergeführt. Transkribus ist eine frei zugängliche Plattform zur Texterkennung, Layout-Analyse und Strukturerkennung von historischen Überlieferungen.


Screenshot zeigt HTR Training mit Transkribus
Schritt-für-Schritt Modelltraining in Transkribus,
Screenshot angefertigt und bearbeitet von Jan Mittler, Lizenz: Public Domain

Das bedeutet kurz gesagt, dass Transkribus die digitale Arbeit mit alten Schriftstücken erleichtert, indem es den aufwendigen Weg der händischen Transkription verkürzt. In unserem Bericht zeigen wir, wie es funktioniert und welche Möglichkeiten das für Studierende und Forscher:innen bietet. Spoiler: Manuelles Transkribieren kann ein Ding der Vergangenheit werden.

Wir wollten in unserem Projekt den "Bündner Landboten" transkribieren. Der Bündner Landbote aus Graubünden ist eine der ältesten über das E-Newspaperarchiv frei zugänglichen Zeitungen: https://www.e-newspaperarchives.ch.

Den vollen Bericht dazu gibt es hier: PDF





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